Kreiswettbewerb zum Geburtstag
FOTO: Christian Kosak
TEXT: Michael Schön (Osterholzer Kreisblatt)
Ritterhude. Ritterhudes Freiwillige Feuerwehr als Feierwehr zu bezeichnen, würde den Helfern und Rettern aus der Hamme-Gemeinde natürlich nicht besonders gerecht werden, aber nach dem 100. Geburtstag der Ortswehr im vergangenen Jahr gibt es jetzt schon wieder ein Jubiläum, das angemessen gewürdigt werden soll: Am 15. Mai jährte sich das Gründungsdatum der Jugendfeuerwehr zum 50. Mal. Aus diesem Anlass ist den Männern und Frauen um Ortsbrandmeister Klaus Wywianka die Ausrichtung des Kreiswettbewerbs der Jugendfeuerwehren übertragen worden. Termin für Löschangriff, Schlauch aufrollen, Staffellauf und Knoten binden ist am Sonnabend, 25. Mai, ab 10 Uhr am Schulzentrum Moormannskamp.
Der ehemalige Ortsbrandmeister Gerd Mehrtens (89) hat sich intensiv mit der Historie der Ritterhuder Ortswehr beschäftigt, der er als inzwischen dienstältestes Mitglied seit 1953 angehört. Damit selbst ein wichtiger Zeitzeuge, berichtet er, dass es Helmut Becker, Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Ihlpohl, und Gemeindebrandmeister Körber gewesen sind, die sich für die 1974 erfolgte Gründung der Jugendwehr stark gemacht hatten. Nachwuchsprobleme seien der Grund gewesen. Und Mehrtens erinnert daran, dass der Aufbau der Truppe nicht in Ritterhude, sondern in Ihlpohl vorangetrieben wurde. Im Gerätehaus der dortigen Feuerwehr wurden neue Räume geschaffen. Die Leitung übernahm Feuerwehrjugendwart Fredy Becker. 2001 erfolgte dann der Umzug in das Gebäude an der Stendorfer Straße. In Ihlpohl habe der Platz nicht mehr ausgereicht, erwähnt Mehrtens. Heute gibt es zwei Standorte für die Jugendfeuerwehren der Gemeinde, in Ritterhude und in Ihlpohl.
Wenn schon für den 15. Mai keine besonderen Feierlichkeiten geplant waren, gibt es einen Geburtstagswunsch? Klaus Wywianka macht keinen Hehl daraus, dass die Ritterhuder gerne noch mehr junge Leute zwischen zehn bis 16 Jahre ausbilden würden. Derzeit umfasst die Riege 23 Jugendliche, sieben weibliche und 16 männliche. Dabei könnten es durchaus mehr sein, wenn Betreuerzahl und Platzangebot nicht limitierende Faktoren wären. „Die Zeiten, als ein Ausbilder Frontalunterricht für 25 Jugendliche abgehalten hat, sind passé“, sagt der Ortsbrandmeister. Das wäre heute weder regelkonform noch zielführend. Den Ritterhudern stehen elf Betreuer zur Verfügung, die jeden Donnerstag mit dem Nachwuchs arbeiten, meistens draußen an den Fahrzeugen. Dort lernen sie etwa, was ein Strahlrohr ist, unter welchen Voraussetzungen Atemschutzgerät notwendig ist und wie man einen Schlauch fachgerecht anschließt. Eine zweite wöchentliche Ausbildungseinheit komme derzeit aus Kapazitätsgründen nicht infrage, sagt Wywianka.
Von den 24 Mitgliedern der Jugendfeuerwehr wechseln voraussichtlich sechs in diesem Jahr in die aktive Truppe, die derzeit 51 Männer und Frauen umfasst. Nicht selten gehen den Ritterhudern Nachwuchskräfte verloren, die in Universitätsstädte umziehen oder die Hamme-Gemeinde für eine nichtakademische Ausbildung verlassen. Wywianka: „Wenn sie sich denn der Feuerwehr im neuen Wohnort anschließen, war unser Investment nicht umsonst.“ Oder wenn sie halt irgendwann zurückkehren. Es gibt etliche bekannte Feuerwehr-Größen, die aus der Ritterhuder Jugendwehr hervorgingen. Zum Beispiel Thomas Becker, der aktuelle Gemeindebrandmeister.
Rolf Schäfer ist der Schulklassenbauftragte, der für die Ritterhuder Wehr als „Talent-Scout“ unterwegs ist – wie erwähnt, mit einigem Erfolg: Es gibt eine lange Warteliste.
Aktuell wird die Jugendfeuerwehr von Sven Martens geleitet. Seine Stellvertreterin ist Celina Wywianka, Tochter des Ortsbrandmeisters. Wie Pressesprecher Michael Lieckfeldt erwähnt, sind die jungen Ritterhuder unter anderem bei der Aufräumaktion „Ritterhude putzmunter“ aktiv. Gerd Mehrtens erinnert sich, dass die Jugendfeuerwehr in den 1970er-Jahren beim Reit- und Springturnier des RC Tempo Ritterhude am Parcoursbau mitgearbeitet habe. Der damalige Gruppenführer der Feuerwehr fungierte in Personalunion als Vorsitzender des Reitvereins. „Damals hat die ganze Meute bei uns im Garten übernachtet.“
Skepsis gegenüber Uniformen
Die organisierte Jugendarbeit im Landesfeuerwehrverband Niedersachsen geht auf die frühen 1960er-Jahre zurück. Wie in der Chronik des Verbandes zu lesen ist, gab es nach dem Zweiten Weltkrieg Vorbehalte gegenüber Jugendlichen in Uniform – kein Wunder nach den Erfahrungen mit einer staatlich angeordneten und ideologisierten Jugendarbeit. Das galt für große Teile der Bevölkerung ebenso wie für Verantwortliche in der Feuerwehr selbst. Der Landesverband vollzog aber schließlich nach, was in einigen Städten und Gemeinden bereits pragmatisch vorgelebt worden war.
In der Chronik wird betont, dass die Entwicklung keineswegs von Nachwuchsproblemen vorangetrieben wurde. Vielmehr habe man dem Wunsch vieler junger Menschen entsprochen, „in der Gemeinschaft Feuerwehr mitzumachen“. Es gab Integrationsversuche über die Herabsetzung des Eintrittsalters, was aber Probleme mit dem Versicherungsschutz verursachte. Erst mit der Novelle des niedersächsischen Brandschutzgesetzes 1978 wurden die Jugendfeuerwehren als Teil der aktiven Feuerwehren sozusagen legalisiert. Davor waren sie organisatorisch lediglich auf Verbandsebene integriert.