Die Freiwillige Feuerwehr in Stendorf wird 90 Jahre alt. Während der Feier gründeten die Kameraden eine Kinderfeuerwehr für die gesamte Gemeinde Ritterhude.
Ritterhude. „Wir sind von der Feuerwehr, Feuer löschen ist nicht schwer“, schallt es aus dem Lautsprecher. Und die Kids vom FSC Stendorf singen während ihrer Tanzvorführung mit. In ein oder zwei Jahren könnten einige von ihnen zur Kinderfeuerwehr Stendorf gehören, die am Sonnabend anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr im rund 600 Einwohner zählenden Ritterhuder Ortsteil gegründet worden ist. Und sollten sie auch als Jugendliche und Erwachsene noch dabei sein, dürften sie festzustellen, dass die Brandbekämpfung kein leichter, sondern ein anstrengender, aber für ein Gemeinwesen unerlässlicher Job ist.
Ebenso wie viele Vereine haben auch die Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland Nachwuchssorgen. In der Gemeinde Ritterhude gibt es Jugendfeuerwehren in Ihlpohl und Alt-Ritterhude, in denen angehende Brandbekämpfer frühzeitig ausgebildet werden. Doch das Eintrittsalter liegt erst bei zehn Jahren. Dann hätten sich viele Kinder längst für ein Hobby oder einen Sportverein entschieden, sagt Heinz Blendermann, Chef der Ortswehr Stendorf. Zusammen mit Anika Seedorf entwickelte er deshalb den Plan, im Ort eine Kinderfeuerwehr für die gesamte Hammegemeinde aus der Taufe zu heben. Unterstützung fanden beide bei Ritterhudes Gemeindebrandmeister Jochem Pieper.
„Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren sollen nun spielerisch und schrittweise den Zugang zur Feuerwehr finden“ erläutert Anika Seedorf, die für interessierte Eltern telefonisch unter der Handynummer 01 62 / 6 30 25 85 zu erreichen ist. Die Kinderfeuerwehrwartin der Gemeinde Ritterhude wohnt seit geraumer Zeit in Stendorf und hat intensiv um die jüngsten Mitglieder geworben. Zurzeit sind es 15, mit denen sie regelmäßig spielt und bastelt, sie schon mal über Erste-Hilfe-Maßnahmen informiert und ihnen erklärt, wie ein Notruf korrekt abgesetzt wird. Auch kleine Lösch-Experimente stehen auf dem Schulungsprogramm. Zum Beispiel das Licht einer brennenden Kerze mit einem übergestülpten Glas zu ersticken. Und schließlich, so Seedorf und Blendermann, seien Ausflüge zu anderen Ortsfeuerwehren und zum Technischen Hilfswerk geplant. Darüber hinaus sollen sich die jüngsten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr an Pflichttermine gewöhnen. Alle 14 Tage ruft Anika Seedorf zum „Dienst“. Immer mittwochs, allerdings nicht in den Ferien.
Die Gründung der ersten Kinderfeuerwehr in Ritterhude und der zehnten im Landkreis Osterholz fand während der Feierlichkeiten anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Stendorf statt.
Spektakuläre Vorführungen
Im Protokoll der Gründungsversammlung vom 12. September 1929 heißt es: Am heutigen Tage war beim Gastwirt Georg Rutenberg Versammlung zwecks Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Kreisbrandmeister Windhorst war erschienen, sowie 32 Ortseinwohner. Drei Jahre später waren es 69 freiwillige Brandbekämpfer. Mithin gehörte mindestens eine Person aus jeder Stendorfer Familie der Freiwilligen Feuerwehr an. Heute zählt sie 32 Mitglieder, darunter vier Frauen. Das Gerätehaus, das während der Jubiläumsfeier in einen Festsaal umfunktioniert wurde, war 1967 anstelle des alten errichtet worden und bietet zwei Einsatzfahrzeugen Platz. Auf der Freifläche vor dem Gebäude verfolgten rund 100 Besucher mehrere Vorführungen. Die Kameraden aus Ihlpohl lieferten einen spektakulären Gastbeitrag. Sie zeigten, wie eine Person aus einem verunglückten Pkw gerettet wird. Mit schwerem Gerät musste das Wagendach abgetrennt werden, um eine menschengroße Puppe zu bergen.
Zuvor aber war die offizielle Gründung der Kinderfeuerwehr in Anwesenheit der jungen Protagonisten sowie von Gemeindebrandmeister Jochem Pieper und Kreisjugendwart Björn Finken über die Bühne gegangen. Auch Gudrun Wulfhorst aus dem Rathaus in Vertretung von Bürgermeisterin Susanne Geils hatte sich eingefunden. Sie gratulierte der Freiwilligen Feuerwehr Ritterhude mit ihren Ortswehren Stendorf, Platjenwerbe, Ihlpohl, Lesumstotel und Alt-Ritterhude zu ihrer jüngsten Einheit. Zudem durften sich Ortsbrandmeister Heinz Blendermann und seine Stendorfer Mitstreiter über einen Scheck des Lions-Clubs Ritterhude in Höhe von 500 Euro freuen.
Text Klaus Grunewald, Osterholzer Kreisblatt